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In Erinnerung an Reinhard Liebe 28.11.2019
Categories: Allgemein

In Erinnerung an Reinhard Liebe

Donnerstag, 28. November

8pm

In Erinnerung an den wunderbaren Liedermacher Reinhard Liebe, der ab den 1970er Jahren die politische Liedermacherszene Wiens mitbegründete und prägte. Texte, Podcast und Line Up siehe unten!

Reinhard Liebe war ein Onkel von mir und ich durfte ihn einige wenige Male in diversen Clubs und Hinterzimmern lässiger Wirtshäuser im rein-akustischen Rahmen erleben. An einem dieser Abende schenkte er mir eine seiner Aufnahmen als Kassette, die ich mir Dank dieser Initiative von Othmar Loschy, nun wieder zu Gemüt führe und hoffe bis Donnerstag eines seiner Lieder auch zum Besten geben zu dürfen und zu können. Speziell einer seiner Songs ist mir über die Jahre in Erinnerung geblieben und ich hoffe ich finde diesen noch als Aufnahme, denn leicht sind seine Werke nicht zu finden.

Danke an Othmar Loschy und Manfred Horak, bzw. die jeweiligen Musiker (siehe unten Line Up), die donnerstags in den Laden kommen, um diesem Wiener-Polit-Liedermacher der ersten Stunde zu huldigen.

Lebenslauf und Podcast, siehe unten by Manfred Horak und Othmar Loschy.

Foto: Othmar Loschy

Podcast & Text:  Manfred Horak

https://www.kulturwoche.at/podcasts/kulturviertelstunde/3981-reinhard-liebe-interview

In Erinnerung an den wunderbaren Liedermacher Reinhard Liebe, der ab den 1970er Jahren die politische Liedermacherszene Wiens mitbegründete und prägte. Grund des Interviews im Jahr 2007 war die Kompilationsreihe „Für wen wir singen“ (Bear Family Records). Manfred Horak, der fürs Interview Reinhard Liebe in dessen Wohnung besuchte, gestaltete den Österreich-Teil dieser auf vier Doppel-CDs angelegten Liedermacherreihe. Und Reinhard Liebe durfte da drauf natürlich nicht fehlen.

Das erste Album von Reinhard Liebe, „Da singt heit ana auf da Gassn“, ist 1976 als LP erschienen und galt nach Veröffentlichung als Meilenstein des Neuen Wienerliedes und der Dialektliedermacherszene Österreichs. Trotz überschwänglicher Kritiken bekam Reinhard Liebe massive Probleme, da die Plattenfirma Mitspracherecht bei den Arrangements und auch Eingriffe bei den Texten haben wollte, was Reinhard Liebe nicht zustimmte, und in einem Kuriosum mündete, wie  Reinhard Liebe im Interview 2007 erzählte: „Die Produktionsfirma Ariola hat den Großteil der ersten und einzigen Auflage der LP vernichtet und später mir gegenüber behauptet, die Masterbänder wären ebenfalls vernichtet worden.“ Was soweit ging, dass Ariola „Empfehlungen“ an die Vertriebsstellen ausgab, die LP nach Möglichkeit nicht zu verkaufen. Reinhard Liebe weiters: „Die Schmetterlinge z.B. konnten sich besser durchsetzen, da sie eine eigene Produktionsstätte hatten. Ich zeigte da leider zu wenig Eigeninitiative.“ Dazu kam wohl auch, dass die Liedermacherszene in Österreich in den frühen 1970er Jahren sehr übersichtlich war: „Es gab den ‚Verein Kritischer Liedermacher‚, in dem alle drinnen waren, und das waren kaum 20 Leute.

Reinhard Liebe ist 1946 in Innsbruck geboren und begann 1970 Ausbildung und Arbeit bei der Bewährungshilfe, ein Jahr später absolvierte er seinen ersten Auftritt als Liedermacher. Anfang der 1970er Jahre gab es den Folkclub Atlantis und eine Gruppe namens Tiny Folk, die ihn einmal eingeladen haben dort zu spielen. Am stärksten beeinflusst haben ihn Bob Dylan, Donovan, Leonard Cohen und Franz-Josef Degenhardt. Liebe & seine Leute nannte sich seine Gruppe, die er 1973 gründete, daraus resultierten neben der ersten LP auch die Single „Kibara Rock“ und die B-Seite „Wann du net aus Kagran warst“. Dem folgten diverse Literaturpreise, Hörspiele, Tonträgerveröffentlichungen, sowie Tätigkeiten in anderen Bereichen.

So leitete er z.B. von 1981 bis 1990 „Change“, die erste Drogenberatungsstelle Mitteleuropas. Im Jahr 2000 ereilte ihn ein schwerer Schlaganfall, er wurde halbseitig gelähmt und überlebte nach wochenlangem Koma nur knapp. Nach 2-jähriger stationärer Rehabilitationen und dem Wiedererlangen der Sprache gab es danach erneut einige Bühnenauftritte. Reinhard Liebe starb am 10. November 2011. 

Ich wollte und konnte mir leisten, wann immer möglich, ohne Anlage zu spielen. Für mich war das eine totale Befriedigung, dass bei leisen Stücken alle ruhig sind. Das Auftreten ohne Verstärkeranlage war zudem eine Gegenthese zur Popkultur. Einen besonderen Ehrgeiz hatte ich beim Straßenmusizieren.“ (Reinhard Liebe)

Text, Interview und Podcast-Produktion: Manfred Horak
Foto: Othmar Loschy

Mitwirkende:

Georg Siegl (Original Stiefelbein Bluhs Bänd) Gitarre, Stimme
Ernst & Ingrid Mühl (Akkordeon, Stimmen)
Raul Corona (Gitarre, Stimme) &
Othmar Loschy (bluesharp, Stimme)
Dominik Nostitz (Gitarre, Stimme)

 

Dazu ein Wort des Initiators:

Liebe Leute!

Zum zweiten Mal nach 2018 organisiere ich einen
Abend für und in Erinnerung an den wunderbaren Liedermacher REINHARD LIEBE, der
ab den 70er Jahren die politische Liedermacherszene Wien’s mitbegründete und
prägte.

Reinhard Liebe hat ab der 1. Single „Kibara Rock“
aus dem Jahr 1977 mehrere LPs für die legendäre Extraplatte veröffentlicht,
ebenso ist er auf zahlreichen Polit-Lied Samplern Vertreten (Discographie in
Kürze hier, ich arbeit grad dran ), seine Auftritte u.a. auch beim
Volksstimmefest oder im Siebenstern sind legendär. In späteren Jahren (u.a.
auch gehandicapt durch einen Schlaganfall) widmete er sich den Liedern von
Leonard Cohen, die er unnachahmlich ins Wienerische übersetzte – leider nie
offiziell veröffentlicht (u.a. auch wg. rechtlicher Probleme) – durfte ich sie
doch noch einige Male live erleben. Mein lieber Freund Georg Siegl hat sich
dieser Lieder und Texte angenommen (und um einige eigene erweitert) und wird
die am 28.11. auch live präsentieren.

Auch durch einige Musiker-Freunde (Xandi Tichy,
Billy Wotawa, Georg Siegl u.a.) lernte ich Reinhard spät, aber doch kennen –
u.a. hat er mir mehrere CDs mit Demos unveröffentlichter Lieder (tw.
Übersetzungen u.a. von Cohen, Dylan oder den Stones) geschenkt, zur freien
Verfügung, wie er meinte………. Ich erinnere mich auch gut, beim Volksstimmefest
2010 (ein Jahr vor seinem Tod) mit ihm geplaudert zu haben.

Am 10. November 2011 ist er viel zu früh
verstorben, wir wollen mit diesem Abend an seine viel zu selten gehörten Lieder
erinnern und – da auch einige Freunde von Reinhard da sein werden – auch ein
wenig über ihn erzählen.

 

Othmar Loschy